Alles
dreht sich, alles bewegt sich. Ein TripHop-Karussel, liebevoll
arrangierte
Beatwelten, inmitten des Ganzen ein inzwischen stadtbekanntes
Münsteraner
Musikduo mit dem gewissen Hang zur Synthese von Rock'n' Roll
Biz und Lo-
Fi. Mit einem (anfangs kaum beachteten) Paukenschlag betraten
Kirmes 1998
mit ihrem bei Disco Grönland erschienenen Erstlingswerk
"Video" den deut-
schen Musikzirkus. Den gerademal ein paar hundert verkauften
Longplayer-
Exemplaren stand damals schon ein beachtliches Raunen im deutschen
Blät-
terwald gegenüber: Seelenverwandschaft mit einem gewissen
Beck Hansen
wurde bescheinigt, "Visions" spricht vom "vielleicht
wichtigsten deutschspra-
chigen Album 1998". Und in der Tat: Was hier dem Liebhaber-Booklet
im
TV- Spielfilm Styling beigelegt ist, entpuppt sich beim Zappen
doch glatt als
aberwitzige Pop-Retrospektive im Low-Fi Gewand: Spitzbübische
Gedanken-
spielereien, vorgetragen vor der Kulisse 60er Jahre cuts (?)
und einer Reihe
weiterer Samples unbekannter Herkunft. Indigo: "Das hört
sich an, als hätten
NirvanaRiffs, eine TicTacTwoPressekonferenz, Drillbohrer, Wasserpfeifen,
Telefonsexdamen, Sugarhill Gang, Staubsauger, The Prodigy und
vieles mehr
Verwendung gefunden !" Kir Royals sonore Stimme gesellt
sich dazu, Hermes'
Grooves und Loops sorgen für Vollendung - und "als
die Liebe laufen lernte"
mutet irgendwie an wie ein Klassiker, der schon immer dagewesen
ist. Ja, ein
derart stilistisch offenes musikalisches Zusammentreffen hat
es selten gege-
ben - und so manche Entzückung machte sich breit in deutschen
Hörstuben.
Heute ist das alles fast schon Musikgeschichte.
Unsere Protagonisten "Hermes"
und "Kir Royal" haben die Samplekisten (fast) endgültig
aus der Hand gelegt -
und Anfang dieses Jahres bei Plattenmeister ihren zweiten
Longplayer "sum-
mer games" herausgebracht. Nicht mehr so verspielt sind
die Titel nun, dafür
aber um so rockiger, beatiger, tanz- und mitsingbarer ! Leidenschaftliche
Bass-
läufe/Melodien laden zum träumen ein und so mancher
Refrain okkupiert in
altbekannt lästiger Manier die unmöglichsten Orte
im Kopf. Klare Linien al-
lenthalben, die HipHop-Fassade vieler Songs geht nach immer
noch gültigem
Kirmes-Axiom dann aber doch wieder in einem vielschichtigen
Klangfeuerwerk
diversester Farben auf. Und derjenige, der den guten alten frivolen
Samples
nachweint, den mögen die eigends für die Aufnahmen
ins Studio gezerrten
Katzen und Kühe ein wenig milder stimmern ! Und wo bleibt
der Text ? -->
So manche rhetorische Spitzfindigkeit mündet da plötzlich
im wahren Reime-
Karussel. Titel wie "Bipolar"/"Rumble in der
Old School Disco" geraten so ganz
nebenbei zu hitträchtigen Hymnen für/gegen den Jahrmarkt
von Show-Biz und
Zeitgeist dieser und vergangener Tage. Oder so ähnlich.
Songwriting at it's best
eben, auch und gerade bei den dezent in der Trackliste versteckten
ruhigeren
Titeln ( "corvette de luxe").
Auch wenn Kir & Hermes mit ihrem "Familienalbum",
wie die beiden ihre "sum-
mer games" liebevoll nennen, zu Überraschung vieler
einen gewaltigen Schritt
in Richtung Pop getan haben, ist die Welt von Kirmes auch heute
noch das,
was sie eigentlich immer schon war: Nicht Pop, sondern Pop im
eigentlichen,
besten Sinne !
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Kirmes:
Auch in Live-Besetzung eine
starke Truppe; Photo: 2. Münchner
'deutsch mal anders' Nacht (18.11) |
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... UND HIER NUN UNSER KIRMES WEIHNACHTS-SPECIAL:
*** "BEATKELLER",
neuester
Track aus der aktuellen Kirmes-Schmiede &
Vorbote des dritten Albums der Herren Kir Royal und Hermes.
Noch
nicht erschienen, aber jetzt schon ein Klassiker !
was Hermes dazu sagt:
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Beatkeller
ist ein veritabler Twist-Rock-Party-Knaller. Textlich
wurde dieses
Opus von einer obskuren DDR-Party-Twist-Compilation der
Jahre 1963-65 in-
spiriert, auf der Titel wie Twist im Park
oder So ungefährlich (ganz ehrlich)
ist nur der Twist vertreten waren. So verliert sich
dann auch der Protagonist
unseres Songs rein zufällig in einen dunklen Kleingärtner-Partykeller,
macht
dort Bekanntschaft mit einem süßen Girl, muss
mit deren Tanten noch süße-
ren Likör trinken und natürlich immer wieder
Twist und Foxtrott tanzen. Die
Szene am Büffet im Mittelteil ist eine kleine Hommage
an Wolfgang Lipperts
Hit-Single Erna kommt. Als unsere Hauptfigur
nach dieser Nacht, die wie im
Rausch verflogen ist, die Hobby-Gärtner und sein
Girl noch mal besuchen
will, ist die Kleingartenkolonie wie vom Erdboden verschluckt.
Warum, dass
soll hier noch nicht verraten werden. Musikalisch gesehen
haben wir hier alles
verbraten, was irgendwie mit den 60ern zu tun hat: Unter
anderem ein ver-
zerrtes Gitarrenriff, das an die Kinks erinnert, Beach-Boys-Surf-Gesänge
und der original Ringo-Beat von SGT. Peppers
Lonely Hearts Club Band.
Da wir nun in einem neuen Jahrhundert leben, wurde der
Beat noch von
einem zeitgemäßen 303-Loop unterlegt. Zu guter
Letzt sei noch erwähnt,
dass Kir Royal hier seinen unglaublichen Royal-Style bis
zur Perfektion
abfeiert. Also: Die Downloadzeit lohnt sich schwerstens
!!!
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LASST ES BEATEN ...
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